Die Gutshaus-Saga 03 - Zeit des Aufbruchs by Jacobs Anne

Die Gutshaus-Saga 03 - Zeit des Aufbruchs by Jacobs Anne

Autor:Jacobs, Anne [Jacobs, Anne]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: d-Blanvalet TB
veröffentlicht: 2019-10-01T16:00:00+00:00


Ulli

Eigentlich war es ganz praktisch gewesen. Weil er Max am Morgen aus der Klinik abholen und sich den Tag über um ihn kümmern musste, konnte er »leider« nicht an der Geburtstagsfeier teilnehmen. Schließlich war der alte Mann noch schwach auf den Beinen, da musste er aufpassen, dass er sich nicht zu viel zumutete. Franziska war zwar nicht erfreut über seine Absage, aber natürlich hatte sie dafür Verständnis.

»Dann kommt ihr beiden eben die Tage mal vorbei, um nachträglich zu gratulieren«, meinte sie. »Die Hauptsache ist, dass Max über den Berg ist und langsam wieder zu Kräften kommt. Und bald darf er ja auch wieder in die Öffentlichkeit.«

Genau. Und er, Ulli, brauchte am Abend nicht neben Jenny an der festlichen Geburtstagstafel zu sitzen. Das wäre einfach nur peinlich gewesen, weil sie sich beide schlecht verstellen konnten, und am Ende hätten sie Walter womöglich die Geburtstagsfeier verdorben. Nee – erst mussten sie sich gründlich aussprechen, Jenny und er, da musste alles auf den Tisch, was zwischen ihnen nicht stimmte, was ihr an ihm nicht gefiel und was er ihr übel genommen hatte. Schluss mit dem Beleidigtsein und den stummen Vorwürfen. Das tat einfach zu sehr weh. Er liebte sie doch. Er brauchte sie. Und deshalb würde er den ersten Schritt tun. Er musste nur ein paar Tage warten, bis es Max etwas besser ging.

Als er gegen zehn Uhr in die Klinik kam, saß der Alte schon ungeduldig im Krankenhausflur, die gepackte Tasche, die Ulli ihm gleich am ersten Tag gebracht hatte, neben sich. Er sah recht gut aus, die Wangen wirkten rosig, die Augen blitzten vor Lebensfreude. Dünn war er, der blaue Trainingsanzug schlabberte um seinen Körper. Aber er war auch vorher ein Leichtgewicht gewesen, und die paar verlorenen Pfunde würde er schnell wieder drauf haben, wenn er etwas Ordentliches zu essen bekam. Ulli würde Mine bitten, ihm ein paar von ihren Leckereien für Max einzupacken.

»Da bist du ja endlich!«, rief er ihm entgegen. »Hab schon gedacht, du willst mich hier versauern lassen, Junge!«

»Sachte, sachte«, erwiderte Ulli grinsend, fasste seinen Freund am Arm und dessen karierte Reisetasche. »Ich musste vorher noch die Runde bei den Booten machen, gestern hat Tom die Jacht vermietet und den Tank nicht aufgefüllt.«

»Nee, so was!«, regte Max sich auf. »Zeit, dass ich wieder heimkomme. Habt ihr den Kiosk wenigstens aufgemacht, oder war der die ganze Zeit über geschlossen?«

Ulli beruhigte ihn. Er selbst hatte stundenweise den Kiosk betreut und sich mit den Angestellten abgewechselt, und weil jetzt, kurz bevor der Sommer so richtig losging, schon ordentlich was los war, hatte er zusätzlich Elke Stock angeheuert, die nach ihrer Rückkehr aus dem Westen einen Job suchte. Die Elke hatte sich geschickt angestellt, und er hatte vor, sie fest zu übernehmen, vielleicht auch für den Laden auf dem Zeltplatz, sollte sie mit Max nicht klarkommen.

Sie fuhren mit dem Aufzug runter in die Eingangshalle, wo Max kerzengerade an der Pforte vorbeiging und der diensthabenden Schwester zuwinkte.

»Noch mal von der Schippe gesprungen!«, rief er und reckte triumphierend die Hand in die Höhe.

Im Auto schwatzte er wie aufgezogen.



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